Wer ausschliesslich bei Coop oder Migros einkauft, kennt wahrscheinlich nur ein halbes Dutzend Apfelsorten. Dabei wäre die Vielfalt weitaus grösser.
Auf der Website des Schweizer Obstverbands findet man immerhin 25 Sorten – von den traditionellen (z.B. Boskoop, Cox Orange, Glockenapfel, Golden Delicious, Gravensteiner) bis hin zu den modernen (meist markenrechtlich geschützte Züchtungen, z.B. Diwa, Jazz, Kiku, Pink Lady, Tentation). Aber auch das ist nichts im Vergleich zu dem, was die Natur zu bieten hat: Ganze 5’700 Sorten sind in der Wikipedia aufgelistet.
Die Rückbesinnung auf die Sortenvielfalt
Glücklicherweise gibt es verschiedene Organisationen, die sich um den Erhalt der Sortenvielfalt kümmern. Die bekannteste ist sicher Pro Specia Rara, eine Stiftung zur Erhaltung der Vielfalt von Kulturpflanzen und Nutztieren. Wer den Sortenfinder nach Äpfeln durchsucht, findet eindrückliche 585 Sorten. Auch Fructus, die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, engagiert sich dafür, dass die Vielfalt bei Äpfeln erhalten bleibt.
Bis zum Grossverteiler schaffen es alte und rare Sorten allerdings kaum. Das ist systembedingt, denn Grossverteiler verkaufen am liebsten bekannte und beliebte, strapazierfähige und gut haltbare Apfelsorten mit möglichst einheitlicher Form und Grösse. Wer etwas «exotischere» Apfelsorten zur Auswahl haben möchte, sollte deshalb eher einen Bioladen oder eben einen Hofladen aufsuchen. Besonders wenn ein Bauer selbst Mitglied bei einer der genannten Organisationen ist, dann hat man gute Chancen, auf einen Apfel zu stossen, dessen Namen man noch nie vorher gehört hat.
Sortenvielfalt ist für Bauern und Konsumenten wichtig
Sortenvielfalt ist sowohl für die Produzenten als auch für die Konsumenten wichtig. Dank ihr kann ein Obstbauer jene Sorten kultivieren, welche für das lokale Klima und für die jeweiligen Böden besonders geeignet sind. Zudem verhindert sie Monokulturen, die bei Krankheiten und Schädlingsbefall rasch zu einem Totalausfall der Ernte führen.
Für den Konsumenten wiederum ist Sortenvielfalt deshalb wichtig, weil nicht jeder Apfel die gleichen Eigenschaften hat: Eine Sorte, die als Speiseapfel hervorragend schmeckt, ist nicht unbedingt die erste Wahl beim Kochen und Backen, und Mostäpfel haben wiederum andere Qualitäten. Unterschiedliche Sorten reifen zudem zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr – so bekommt man als Konsument länger frische Äpfel statt Lagerware. Und schliesslich garantieren unterschiedliche Sorten auch ganz einfach einen abwechslungsreicheren Speiseplan.